EuFRES – XV. Europäisches Forum für den Religionsunterricht in Schulen
Der Religionsunterricht und der soziale Zusammenhalt in Europa
Vorschläge für die Lehrerausbildung
Abschlusskommuniqué
Vom 11.-15. April 2012 fand im Bildungshaus Fray Luis de León di Guadarrama der Erzdiözese Madrid eine Tagung von Theologen und Religionspädagogen aus 13 europäischen Ländern statt. Dabei analysierten sie die unterschiedlichen Szenarien des Religionsunterrichtes in den Schulsystemen der europäischen Länder.
Insbesondere beleuchteten sie den Beitrag des Religionsunterrichtes für den sozialen Zusammenhalt in Europa und die Besonderheiten der jeweiligen länderspezifischen Lehrer(fort)bildung.
Die Fachvorträge und die Diskussionsbeiträge aus den einzelnen Ländern führten zu folgenden Einsichten:
- Die aktuelle Situation des Zusammenlebens der unterschiedlichen Kulturen in Europa als Konsequenz der massiven Zunahme der Migrationsphänomene impliziert das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und Religionen bis hin zu den kleinsten Räumen; das bedeutet, dass der kulturelle und interreligiöse Dialog zu einem notwendigen Imperativ wird, und dass er auf dem Respekt vor der Identität jedes Einzelnen aufbaut.
- Im Prozess des gegenseitigen Wahrnehmens der grundlegenden Werte der Europäischen Gemeinschaft haben die katholische wie auch die anderen christlichen Kirchen eine tragende Rolle gespielt, und sie müssen dies auch in der Zukunft weiter führen, um diesen nicht leichten Weg hin zur Europäischen Einigung mit Respekt vor den unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen gehen zu können. Die Europäische Gemeinschaft kann sich nicht mehr darauf beschränken, den Kirchen die Möglichkeit zu öffentlichen Stellungnahmen zu garantieren, sondern sie ist aufgerufen, mit ihnen einen gegenseitigen konstruktiven Dialog zu diesen Themen zu führen.
- Der schulische Religionsunterricht ist aufgerufen, einen Beitrag anzubieten, die sozialen Bindungen, die Solidarität und die Brüderschaft unter den einzelnen Personen und den einzelnen Völkern zu verstärken. Dieses Ziel sollte man erreichen nicht nur durch philosophische und theologische Inhalte, die im Religionsunterricht gelehrt werden, sondern auch – und im wesentlichen Maße – durch Kompetenzen und die pädagogische Einstellung des Lehrers.
- Die Schule muss die Möglichkeit eröffnen, die religiösen Phänomene und ihre Plausibilität sowie den Beitrag der Spiritualität einer vollen Entfaltung des menschlichen Wesens zu erkennen. Die Konsequenz ist, dass die Bildung der Religionslehrer in Europa sich beschäftigen soll nicht nur um inhaltliche/objektive und sozio-kommunikative Kompetenzen sondern auch um personelle und existenzielle Kompetenzen. So können die Lehrmodelle von “teaching about religion” und “teaching from religion” integriert werden vom “teaching in/through religion”.
- In den verschiedenen Ländern Europas stellt sich die Situation des schulischen Religionsunterrichts unterschiedlich dar. Der konfessionelle Religionsunterricht, (der in einigen Ländern noch nicht in ausreichendem Maße unterschieden wird von der Katechese, die keine kulturelle oder schulische sondern kirchlichen Zweck verfolgt,) ist nicht nur die mehrheitliche, sondern auch die bevorzugte Form.
- Die Qualität der Lehr(fort)bildung ist das Instrument, die Anerkennung im sozialen Umfeld und Kollegenkreis zu garantieren, und ihre Rolle als Lehrer und Erzieher in einer europäischen Schule fortlaufendend weiter zu entwickeln. Hierzu bedarf es einer „Tafel“ von fachlichen und pädagogisch-essenziellen Kompetenzen für die neuen Lehrer.
- Die Teilnahme eines Repräsentanten von CoGREE (Coordinating Group for Religion in Education in Europe) hat den katholischen Aspekt der Tagung ausgeweitet und um die ökumenische Dimension für den Europäischen Raum bereichert.
11.-15. April 2012, Guadarrama/Madrid